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Peterskirche -- Foto Matthias Kuhn
 
 
 

Das bedeutendste kirchliche Bauwerk ist San Pietro in Vaticano, die Peterskirche im Vatikan. Sie ist dem heiligen Apostel Petrus gewidmet und an dem Ort errichtet worden, an dem die Römer das Grab Petrus vermuteten. Bereits im Jahre 326 wurde der durch Kaiser Konstantin veranlasste Bau durch Papst Sylvester eingeweiht. 1452 wurde unter Nikolaus V. der Neubau der Peterskirche begonnen. Viele Architekten waren an dem Bau der Kirche beteiligt. Der Erstentwurf stammte von Bramante, dem jedoch Veruntreuung von Geldern und die Verwendung  von schlechtem Material vorgeworfen wurde. Als zweiter Architekt übernahm Raffael die Leitung des Kirchenbaues.
 
 
 
 

 

Raffael (eigentlich Raffaello Santi) wurde vermutlich am 6.4.1483 in Urbino geboren und starb am 6.4.1520 in Rom. Raffael wird öfters mit Mozart verglichen, weil ihm eine ähnliche Mühelosigkeit des Schaffens zu eigen war und er Werke von einer erstaunlichen, entwicklungsgeschichtlichen Spannweite hinterlassen hat. Zunächst war Raffael hauptsächlich in Florenz tätig. 1509 berief ihn jedoch Papst Julius II aufgrund der Empfehlung von Bramante nach Rom, um die päpstlichen Privatgemächer im Vatikan, den sogenannten Stanzen (it. Zimmer) auszumalen. Einen Teil jener Malereien stellt das Fresko "Die Schule von Athen dar", in der Stanza della Segnatura.
 
 

 

Die Schule von Athen von Raffael
 
 
 

Das Gemälde zeigt eine große, gewölbte Halle, in der Philosophen und Gelehrte aus verschiedensten Jahrhunderten zusammen geführt sind, die für das geistige Leben der Renaissance von hoher Bedeutung waren. In Gruppen gemeinsam mit Schülern und Anhängern werden die einzelnen Figuren in redender, zuhörender oder argumentierender Geste gezeigt. Jeder einzelne Denker steht in dem Gemälde für eine bestimmte Idee oder eine geistige Haltung - es wird die Vielfalt von Denkweisen und Weltbildern, die alle nebeneinander existieren, zum Ausdruck gebracht.

Im Zentrum stehen Plato im roten und Aristoteles im blauen Gewand, die als Hauptvertreter der antiken Philosophie galten. Links ist der Lehrer Platos, Sokrates zu erkennen, der einen Kreis von Schülern um sich versammelt hat. Auf der Treppe kauert Diogenes. Er, der Kyniker, brachte seine materielle Bedürfnislosigkeit dahingehend zum Ausdruck, daß er in einem Faß wohnte. Vorne links hält ein Knabe Pythagoras die Tafeln der Harmonielehre. Pythagoras gründete eine politisch, religiöse Geheimschule, deren Anhänger der Meinung waren, daß sie auf der Suche nach Wahrheit ihr Wissen nicht allen preisgeben durften. Deswegen geht von dieser Gruppe eine mystisch, geheimnisvolle Stimmung aus. Rechts auf der Gegenseite entwirft Euklid im Kreise einer Jünglingsgruppe auf einer Tafel eine geometrische Figur. Rechts daneben der Astronom Zoroaster mit der Himmelskugel, und mit der Erdkugel Ptolemäus, der Begründer des Ptolemäischen, geozentrischen Weltbildes. Der Ausdruck dieser Gruppe gibt Klarheit und wissenschaftliche Exaktheit wieder.

Das Bild zeigt, wie Lehrende und Lernende zu einer "idealen Gemeinschaft" des Gedankenaustausches und des Ideenwettstreites zusammentreffen und ein geistiger Austausch über Grenzen hinweg stattfindet.

Raffael war äußerst produktiv und schuf in seiner kurzen Lebensspanne ein außergewöhnlich umfangreiches Werk. Neben vielen Altarbildern, Fresken, Madonnen und Portraitbildern, zeichnete er auch Entwürfe von Gobelins (die in Brüssel gefertigt wurden). Die Wandteppiche dekorieren die untere Zone der Seitenwände in der sixtinischen Kapelle und stellen Szenen aus dem Leben der Apostel Petrus und Paulus dar. Raffael verkörperte in vollkommener Weise die künstlerischen Idealvorstellungen der Renaissance. In seinem Werk sind auch bereits Ansätze zur Formensprache des Manierismus sowie Wurzeln des Barocks erkennbar. Doch nicht zu jeder Zeit sah man in Raffael das Genie, den Hochbegabten. Es wurde ihm auch seine große Glätte, Gefälligkeit, bzw. seine Oberflächlichkeit vorgeworfen. In der Tat fällt eine gewisse Leichtigkeit im Vergleich zu Michelangelos Werken auf, man denke nur an das Bild "Erschaffung des Adams" (siehe unten), in dem die Personen in sehr gewaltiger, beeindruckender Pose dargestellt werden. Das Werk Raffaels ist aber dennoch von überragender Bedeutung und seine Bilder haben auch auf mich persönlich einen sehr tiefen Eindruck hinterlassen.

Nach dem Tode Bramantes (1514) übernahm Raffael die Leitung der Bauarbeiten an der Peterskirche. Er änderte den Grundriß von der Form eines griechischen Kreuzes in das eines lateinischen Kreuzes. Auch war er beteiligt beim Ausbau des Vatikanischen Palastes.

Möglicherweise durch sein unermüdliches Arbeiten bedingt, alterte Raffael bereits in jungen Jahren sehr schnell. Dies ist vor allem in seinen vielen Selbstportraits nachzuvollziehen. Der "früh Gealterte" starb 37-jährig und wurde im Pantheon beigesetzt.
 
 
 

 
 
 
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