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Nach einer Reihe weiterer Architekten übernahm Michelangelo 1547 im Alter von 72 Jahren die Bauleitung des Petersdoms. Seine bedeutendste Bauleistung ist dabei die Konstruktion der monumentalen, 119 m hohen Kuppel.
 

 
 

Peterskirche -- Foto Matthias Kuhn
 
 
 
 

Michelangelo, in Caprese (Toskana) geboren und am 18.2.1546 in Rom gestorben, gilt als Hauptmeister der Hochrenaissance und als Wegbereiter des Manierismus. Seiner Verbindung zu den Medici und der Stadt Florenz sind viele seiner Werke zu verdanken. Die Hauptauftraggeber waren jedoch die Päpste in Rom. 1505 berief ihn Papst Julius II zur Errichtung seines Grabmales nach Rom. Ursprünglich war es für die Peterskirche gedacht und sollte nie zuvor gekannte Ausmaße besitzen. Der als schwierig und unzugänglich beschriebene Michelangelo überwarf sich jedoch mit dem Papst, so daß es nicht zur Fertigstellung des Grabmales kam.
 
 
 

 
Michelangelos Mosesstatue
 
Nach dem Tod des Papstes (1513) widmete sich Michelangelo erneut dem Grabmalprojekt und es entstand die weltberühmte Figur des Moses, die Teil eines Wandgrabes wurde, das in der Kirche S. Pietro in Vincoli (Kirche St. Peter in Ketten) aufgestellt ist. In dieser Kirche werden als Reliquie auch die Ketten aufbewahrt, mit denen Petrus im Mamertinischen Kerker gefesselt war. Die Mosesfigur ist eines der bedeutendsten Werke Michelangelos als Bildhauer. Die Tatsache, daß Moses Hörner trägt, die auf einen Übersetzungsfehler des Bibeltextes beruhen, schmälert nicht den Eindruck, den der mit göttlicher Erleuchtung und Zorn auf das untreue (um das goldene Kalb tanzende) Volk blickende Moses beim Betrachter hinterläßt. 
 
 

Michelangelo erfreute sich bereits zu Lebzeiten großen Ruhms und gilt als Vollender der zeitgenössischen Kunstauffassung. Eines seiner wichtigsten Werke stellt die Ausmalung der sixtinischen Kapelle dar. Neben weiteren Künstlern, die an Gestaltung beteiligt waren (z.B. Boticelli), zeichnete sich Michelangelo verantwortlich für die Deckenfresken und das Altarfresko. 1506 wurde er dazu von Papst Julius II (nach dessen Aussöhnung mit ihm) berufen. Der als Deckenfresko gemalte Zyklus enthält folgende berühmte Einzelwerke:
 
 
 
 
  
Gott scheidet Licht und Finsternis     
Er erschafft die Gestirne 
Er scheidet Erde und Wasser 
Die Erschaffung Adams 
Die Erschaffung Evas 
Der Sündenfall 
Das Opfer Nohas 
Die Sintflut 
Die Trunkenheit des Nohas 
 
 

 

 

Sistinische Kapelle - Die Erschaffung Adams
 
 
 

Die gemalten Figuren in der sixtinischen Kapelle weisen zunehmend Merkmale der Skulptur auf, sie erwecken den Eindruck von plastischen, farbig gefaßten Marmorfiguren. Michelangelo wählt zurückhaltende Farben, es dominieren sanfte Töne. Die Personengestaltung zeigt jedoch leidenschaftliche Bewegtheit. Dies wird auch deutlich bei dem Zyklus der Sybillen und Propheten in den Randbezirken des Deckenfreskos. Die Figuren scheinen sich teilweise durch ihre drehende Bewegung dem Betrachter zuzuwenden. Dem Beobachter wird der Bewegungsablauf durch die schlangenförmig, gewundene Figur (figura serpentinata) suggestiv veranschaulicht.

In späteren Jahren (1535-1541) beauftragt Papst Paul III Michelangelo noch einmal für die Gestaltung der sixtinischen Kapelle, und zwar für die monströse Darstellung des "Jüngsten Gerichtes" über die gesamte Altarwand. Insgesamt sind auf dem Bild 391 Figuren zu sehen, die zwar gemäß der üblichen Einteilung in horizontal übereinander angeordneten Schichten positioniert sind; es kommt aber dennoch der Eindruck einer heftigen Bewegung auf, der die Seligen auf der linken Seite aufsteigen und die Verdammten auf der rechten Seite in das Reich des Charon und der Dämonen nieder fahren läßt. Die zahlreichen Nacktdarstellung erregten freilich den Unwillen der Päpste. Es herrschte die Meinung, daß solche Abbildungen eher für ein Badezimmer geeignet waren, denn für die allerheiligste Kappelle. Die Zerstörung von Micheangelos Werk drohte. Schließlich begnügte man sich mit dem Übermalen entsprechender Körperteile und dem Hinzufügen von Lendentüchern.

1980 wurde die sixtinische Kapelle restauriert. Sämtliche Bilder wurden mit aufwendigen Techniken von Übermalungen und dem Schmutz der Jahrhunderte befreit. Die hellen, leuchtenden Farben waren zunächst ein recht ungewöhnlicher Anblick, kommen jedoch in ihrer Farbgestaltung mit Sicherheit eher an die Originalfarben als dies bei den patinabelegten Gemälden früher der Fall war.
 

 
 
 
 
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