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Auch Gian Lorenzo Bernini, 1598 in Neapel geboren, trug wesentlich zur Gestaltung der Peterskirche bei. Daneben prägte er im hohen Maße das "barocke" Rom. Bernini fand großes Wohlgefallen bei den Päpsten und bekam von ihnen unzählige Aufträge. Bernini schuf beispielsweise den 29 m hohen Bronze-Baldachin über dem Papstaltar unter der Kuppel Michelangelos. Die dazu nötige Bronze wurde kurzerhand von der Vorhalle des Pantheon entwendet. 1656-1667 gestaltete Bernini vor die bereits fertig gebaute Peterskirche den Piazza San Petro, den Petersplatz, der noch heute allen Gläubigen die notwendige Kulisse für ihre Zusammenkünfte bietet. Besonders beeindruckend sind die halbkreisförmigen Kolonnaden mit insgesamt 284 Säulen, die den ovalen Platz umgeben.

Bernini verdanken wir auch wunderschöne Brunnenanlagen, etwa die Fontana die Fiumi (Vier-Ströme-Brunnen) auf dem Piazza Navona. Mit vier Personifikationen, umgeben von den jeweils heimatlichen Tieren und Pflanzen, werden die vier Flüsse Nil, Ganges, Donau und Rio de la Plata dargestellt. Ein weiterer Brunnen Berninis ist der Tritonen-Brunnen (Fontana del Tritone) auf der Piazza Barbarini. Vier Delfine halten das Wappen der Barbarini mit den drei Bienen.
 
 

 

Ein weiterer Künstler, der mich bei meinen Rom-Reisen immer wieder in seinen Bann gezogen hat, war Caravaggio (1573-1610). Er gilt als einer der Hauptmeister des frühen Barocks und bildete einen für ihn recht typischen Stil des Helldunkelkontrastes heraus und pflegte einen zuvor nicht gekannten Naturalismus in der Darstellung. So haben Caravaggios Jesusdarstellung tatsächlich zuweilen dreckige Füße. Auch sind seine Figuren oft im Vergleich zum Bildformat in einem ungewöhnlich großen Maßstab dargestellt.
 
 
 

 

Die Berufung des Matthäus von Caravaggio
 
 
 

Das Gemälde "Die Berufung des Matthäus" befindet sich in der Kirche S. Luigi die Francesi. Das Gemälde zeigt die Berufung des Zöllners Levi zum Apostel Matthäus durch Christus. In einem dämmrigen Raum, in dem von rechts Licht einfällt, sitzen Zöllner und Jünglinge beim Spiel. Gerade dieser Lichteinfall macht das Bild faszinierend. Das Licht kommt dabei weder aus dem Fenster,  noch durch die offene Tür, durch die die Gestalt Christus gerade gekommen ist. Der Lichtkegel und die weisenden Gesten zeigen auf die Zentralfigur, den bärtigen Matthäus.
 

 
 

 

 

Fontana di Trevi, Trevibrunnen - Foto Matthias Kuhn
 
 
 
 

Dem Besucher Roms von heute stehen eine Fülle weiterer Sehenswürdigkeiten zur Verfügung, die er bequem mit zwei U-Bahnlinien (Linie A und Linie B) erreichen kann. Eine große Anziehungskraft für mit Münzen werfende Touristen besitzt die Fontana di Trevi, der Trevibrunnen, so benannt wegen der Einmündung dreier Straßen um den Brunnen herum. Der Brunnen zeigt "das Königreich des Ozeans", den Meeresgott Oceanus (Neptun) und Pferde. Der verkehrsreiche Platz des Brunnens wirkt etwas beengt. Ein recht reizvolles Erlebnis ist es jedoch, den Brunnen abends zu erleben. Der Platz gewinnt an Weite und die Figuren an Plastizität. Allerdings mußte ich beim Blick auf den Trevi Brunnen immer an die alberne Filmszene von Fellini denken, in der Anita Eckberg im Abendkleid durch das eiskalte Wasser des Brunnens robbte, und all das angeblich aus leidenschaftlicher, sich verzehrender  Liebe tat.

Ein Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt ist die Spanische Treppe an der Piazza di Spagna. Sie ist eine der verkehrsreichsten Plätze Roms. Auch eine Vielzahl von Kirchen sind sehr besuchenswert, etwa San Giovanni in Laterano, die Bischofskirche des Papstes und laut Inschrift die Mutter und das Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdenkreises, Santa Maria Maggiore, die größte der 80 Marienkirchen Roms, San Paolo fuori le Mura (Kirche Sankt Paus vor den Mauern), die Kirche über dem Grab Paulus vor den Mauern der Stadt und die bereits erwähnte Kirche San Pietro in Vincoli, die Kirche mit der Mosesstatue Michelangelos.
 
 
 

 

Pantheon - Foto Matthias Kuhn
 
 
 

Ein gewaltiger Rundbau ist das Pantheon, das im Jahre 27 v. Chr. erbaute, besterhaltenste Bauwerk der römischen Antike. Der Rundbau hat weder Säulen, noch Pfeiler oder Fenster. Licht fällt ein durch ein 9 m, kreisrundes Loch in der Mitte der Kuppel. Das Bronzedach der Haupthalle entfernte man im 8. Jahrhundert, das Bronzedach der Vorhalle fiel, wie bereits beschrieben, dem Baldachin Berninis über dem Hochaltar der Peterskirche zum Opfer.

Im Inneren sind sieben Nischen oder Kapellen zu sehen. In den Nischen standen ursprünglich Götterbilder. Heute befinden sich dort Altäre und Grabmäler. Neben den Gräbern verschiedener römischer Könige fand auch der Maler Raffael dort seine letzte Ruhestätte.
 
 

 

  
Giordano Bruno verbrannten sie    
in Rom auf dem Campo dei Fiori    
und die Wahrsagerinnen und Seesternverkäufer    
die geistlichen Herren und die weltlichen Säufer    

Die amüsierten sich    
die amüsierten sich    
und gaben dem Feuer die Sporen ohne Zügel    
der Rauch trieb über die sieben Hügel    

André Heller

 
 

 
Wenn man die Muse hat kann man auch einmal durch das weniger beachtete Rom schlendern und sich den kleineren, alltäglicheren Dingen widmen. Durch enge Gassen gelangt man immer wieder auf  Plätze, etwa den Campo dei Fiori, heute als Marktplatz zum Verkauf von Obst und Gemüse benützt. Traurige Berühmtheit erlangte der Platz deswegen, weil Giordano Bruno, der durch Verrat der Inquisition in die Hände fiel und aufgrund seiner Lehren von der Unendlichkeit des Weltalls und der Vielheit und der Gleichwertigkeit der Weltsysteme, auf diesem Platz hingerichtet wurde.

Bei soviel städtischem Besichtigungsprogramm mag es den gestreßten Besucher zur Erholung an die Strände vor der Stadt ziehen. Einsamkeit wird er zwar dort nicht finden, aber man kann ja zumindest zusammen mit Konstantin Wecker davon träumen.
 
 

 

  
Du, ich lebe immer am Strand   
unter dem Blütenfall des Meeres.    
Du, ich sag´ ein Lied in den Sand   
ein fast vertraut imaginäres.    

Konstantin Wecker

 
 
 
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