Bemerkenswert an dieser Aktion ist, daß sie bereits einen Tag vor dem eigentlichen "Startschuß"so gut wie gelaufen war. Alle Beiteiligten hatten anscheinend so viel Spaß an der Sache, daß fast jeder sein Gedicht schon am Abend vorher gepostet hatte.
Ich freue mich, die einzelnen Beiträge nun präsentieren zu dürfen. Eines muß man noch hinzufügen:
Das Copyright der Texte liegt natürlich bei den entsprechenden Autoren.
Jeder, der noch im Nachhinein kleine
Änderungen an seinem Text machen möchte, schreibt mir einfach
eine kurze mail. Sollte ich einen Beitrag übersehen haben, bitte meldet
Euch sofort!
Peter Gargulak |
dro me dar
und es war
die gleissend sonne
auf der samt- und gold'nen haut
dromedar
in wuestenwonne
ziellos in die ferne schautmustert scheel
die lockend kuppe
auf den huegeln allemal
dem kamel
ist diese schnuppe
wie das waldumsaeumte talmag ihm nicht
gedanken rauben
heisst es doch von alters her
spottgedicht
im aberglauben
geht nicht durch das nadeloehr
olle kamele
doc o`malley, arzt und ire
dermato- und zoologe
(stand am schild der praxistüre )
war ein fachmann für geschwüre
auf der haut und wilde tiere
doch ein sklave einer drogeob beim rückenrunzelnstraffen
ob beim kneten einer wampe
macht` am hals er sich zu schaffen
immer musste malley paffen
selbst beim hinterteilbegaffen
nachtblind mit der taschenlampestets umwölkten blaue dünste
ihn und seine anvertrauten
schmälerten die heilungskünste
weil er mit dem schwerstversauten
hütchenhutschpferdhirngespinste
dauernd um die wette grinste
dank dem selber angebautendenn die beste heimwachsware
schützt nicht vorm ha.....ha.....
haluzinuzionieren ;-)oftmals sah er dromedare
am behandlungstisch flanieren
manchmal nur eines
ein kleines
am fusse des beines
manchmal fielen horden einwas mag aus ihm geworden sein...?
Horizont, ich komme!
Wie ein Tier
auf dem durstigen Weg zum Wasserloch
bin ich.
Muss ich näher zu dir noch,
in den Schatten deiner Mitte?Ich kann nicht mehr.
So nah dein Becken auch vor mir liegt –
einen Handgriff weit und einige Schritte –
trennt doch ein Kleid uns aus Sand,
das Meere wiegt
und durch mein Uhrenglas
zu rieseln beginnt:
vanitas.Und jetzt, als der dunkle Akkord der Nacht
durch dich bricht,
wie Rubin durch Alabaster,
wirft der Mond durch die Wolken Flutlicht
auf dein scharfes Hinterteil.Dich, Horizont, will ich von hinten.
Wüstenkamel Knut
(Für alle, die noch an Dromedare glauben!)
Zunge links aussen
Äuglein verdreht
Die Brauen bauschend
Ohren verwehtSo macht sich müd
Und mit viel Gefluche
Das Kamel Knut
Auf GetränkesucheZwei ganze Höcker
Gilt es zu füllen
Und damit nicht locker
Den Durst zu stillenDoch was sieht Knut dort
Fatamorgana-scan ein!
Eine Frau liegt vor Ort
Ganz ohne Brüstelein„Das geht ja hier in der Wüste nicht!“
Spricht da der clevere Knut
Keinerlei Gebrüst in Sicht?
Das tut der Frau bestimmt nicht gutAch, dem Knut das nicht gefällt
Drum fasst er einen Entschluss
Baggert was der Huf herhält
Eine wärmende linke BrustGar stolz betrachtet er das Bild
"Doch da fehlt ja jetzt noch eine,"
Schiesst es durch den Kopf ihm wild
"Wenigstens eine zarte, kleine."In diesem ganzen Gedankengeknarze
Erinnert sich unser tapferer Knut
An seinen hinteren Höcker mit Warze
„Klar, der passt gewiß ganz gut!“Die Montage verläuft ruckzuck
Und dem Knut, dem tut’s nicht leid
Die Frau hat wieder gescheiten Brustdruck
Und Durstreduktion wurde auch erreichtSo schnaubt Kamel Knut heut glücklich
Und diese Geschichte ist tatsächlich wahr
Darum nenne niemals wirklich
Den Knut etwa ein Dromedar
Und dann und wann ...
Da wirft die letzte Glut der Sonne, ach!
dem kleinen Nippel einen Schatten nach
und bald befingert auch der geile Abend –
glanz, mit seinen schrägen Schatten labend
ganz, die heißen Senken und Oasen, gar ...
und dann und wann ein blödes
Dromedar
Die prächtig aufgequirlten Wattewolken
die gießen zart ihr mattes Gegenlicht
auf einen strammen heißen Po, als wollten
sie die Gesetze einer Schwerkraft nicht
wahrhaben, „Nein nein, es ist nicht wahr!“und dann und wann ein blödes
DromedarKaum ist die Linie eines Dünenzuges
durch einen Beckenknochen jäh gestoppt
so bleibt der Dichter jedoch guten Mutes
obwohl er glaubt man habe ihn gefoppt
ganz ausser sich nimmt er das Bild zur Hand
und sieht ein scheiß Kamel
am
linken
Rand
Traum
Weit fort entführt ihn seines Schlafes Traum
In ein Land aus tausend und dieser Nacht
Es liegt jenseits der Welt, von Zeit und Raum
Und wird von einer schlafenden Riesin bewachtIhre Blösse ist von wenigen Schatten verhüllt
Und blassblaue Wolken liebkosen sie sacht
Dieser Anblick ihn mit dem Wunsche erfüllt
Kein Wüstenschiff zu sein, wenn sie erwachtLieber wär er ein Riese, der ihr Feuer entfacht
knapp an DT2 vorbei
in die wüste geschickt
mit dem auftrag
bis samstag mitternacht abzugeben
- den bericht über treibsand
- die geheimnisvolle verfärbung der sonne
- ein interview mit kamelen und knochennicht ganz einfach zugegeben
dumm die einen
die anderen stumm
und lebensgefahr an dem orte
sag aber einfach was dazu
hauptsache das zeug ist bereit
es gibt ja hier kein zeilenhonorar
und deine worte sind - erfunden oder wahr -
am abend schon beim altpapier - nur zu
du hast noch zeitich habe nichts zum schreiben
lasst mich damit in ruh
mich bringt das um
da lass ichs lieber bleiben
Lieb und teuer
Die ganze Zeit herumgestochert
und nicht den Weg zu ihr gefunden
Ihm fehlte das GefühlWar's die Dunkelheit
das Bier, der gute Wein
oder nur die UngeduldEs geht das größte Dromedar
eher durch ein Nadelöhr
als dieses kleine Ding
durch jene hohle GasseSehr früh am Abend
zog sie ihren Mantel an
nahm das Geld
und ging wieder nach Hause
Udo Schmitt, April 2000
Peter Gargulak |
Das letzte Lied
verhallt im Donnern der Gezeiten
gesungen als kein Mensch mehr ist
des Todes Kunde zu verbreiten
der langsam durch die Nacht sich frißtund keiner sieht's
und keiner kann es noch bestaunen
wie weinend sich die Sonne bricht
nur auf dem Wasser treibt ein Raunen
im letzten roten Strahl von Lichtwird es bald still
noch immer spielen die Delphine
und Angst trübt ihnen nicht ihr Glück
fröhlich geleiten Sie die Erde
in ihren letzten Augenblick.
raetsel haft
purpurn bricht der glanz der sonne
grell das schattenwiderlicht
tummelnd in der wasserwonne
die delphine, menschendichtund die fischgetarnten geister
tanzen froh im farbenspiel
ihm zur ehr, dem herrn und meister
dieser welt voll ungefuehluniversum ohne ende
ohne zeit und anbeginn
unfassbar, nicht tausend baende
voller worte finden sinnwer mag wahrheit uns verkuenden
hohl und leer ist jeder spruch
delphis raetsel zu ergruenden
menschensegen - oder -fluch?
ultra violet world
wo verbirgt sich jesus
mein kopf ist gespalten
die ausfahrt ins leben verpaßt
ultra violette seelenur einmal zuviel
dein körper als schatten
explodierende venen
ultra violet worldkeine vergebung mehr
mein leben zerfließt
verloren im nichts
ultra violet suicideno escape!
celebrate my death
tripped allover
ultra violet hell
vielfarbene fehlfarben
wenn vor capri die rote sonne
im meer versinkt
und im hafenbecken ein fischschwarm
bauchoben stinkt
ja dann jagen wir draussen
wohl auf dem weiten meer
frei wie ein orca, frei wie ein orca,
in killerwalschulen umherwenn vor capri die rote sonne
dem meere entsteigt
und ein geigerzähler
das lied vom tode geigt
ja dann jagen wir draussen
wohl auf dem weiten meer
eine wilde horde von freien orcas umher,<bridge>
wenn vor capri die schwarze pest
auf den wellen liegt
und ein tanker bauchoben
in schwerer brandung wiegt
ja dann jagen wir draussen
wohl auf dem weiten meer
frei wie ein orca, frei wie ein orca
frei wie ein orca umherhoihoihoi
frei wie ein orca, frei wie ein orca,
frei wie ein orca umher.<fade out>
Ein Rotes
Wild zuckt ein Rotes mir am Horizont
und bringt Erinnerungen, längst vergraben,
zugedeckt vom Meer der Zeiten, so gekonnt,
daß sie wie Leichen auf dem Grunde lagen.So grell bringt dieses Rot zurück,
was längst verschlossen in den Narben.
Ein Blick nur, kurz, ein Augenblick -
und Wehmut zieht durch alle Farben.
Surf's up
Fraktales Rot versteckt die Welt
Nichts in ihr kann Himmel stillen
Delphinidae, nun kehrt den Rücken
Bedankt euch nicht mehr für den Fisch.
Batman
Ach Batman, mensch,
warum hast Du nicht besser aufgepasst,
Wie oft hab' ich es Dir gesagt
Du bist nicht Kent,
der Krypton seine Heimat nennt,
mit einer Hand zwei Dutzend Gauner
leicht besiegt,
der Röntgenaugen hat
und ausserdem
von ganz alleine fliegt.Wer soll ab heut'
die Bösewichte bannen?
Schon hat ein schlimmer Finger
Chemie entsorgt im Meer,
das nunmehr grün und nicht mehr blau,
schau Batman, schau!Nun ist es also bald vorbei mit Dir,
schon glühst Du feurig wild.
Wieso hast Du die Tür nicht zugemacht,
es hing am Kernreaktor doch
ein leuchtend gelbes
DANGER - Schild!
Stefanie Schmitt
Tod am Abend
Der Tag vergeht, gebückt und alt
Verbrennt am Horizont
Taucht ein in grüne Tiefen bald
Erlischt und findet RuhDelfine wachen übers Grab
Und singen ihm ein Lied
Von allem Leben, das er gab
Dann wird es dunkel ... still
Ohne Grenzen
An der Oberfläche treiben
Körper aneinander reibendem Sonnenlicht entgegen
lautlos sich bewegenanmutig erglänzen
mit dem Wasser sich als Eins ergänzenunendlich frei - ohne Grenzen
Untergang
Im tiefsten Rot
vom Himmel droht
der Welten UntergangEs peitscht das Meer
setzt sich zur Wehr
hört der Delphine KlaggesangEin letztes Gebärden
mit lastenden Schweren
hinab in ewig Tiefe rettenAuf Grund verbleiben
in Hoffnung treiben
bis oben sich die Wogen glätten
Frohnatur
In meinem Hagebuttentee
seh' ich auf dem tiefsten Grund
weißen Kandiszucker liegen
Dampf steigt in die AugenIn meinem Hagebuttentee
tanzen lustig die Kristalle
wenn ich mit dem kleinen Löffel
heftig darin rühreIn meinem Hagebuttentee
schwimmt ein Schwarm Delfine
und nehm' ich einen großen Schluck
schwimmen sie in meinem BauchDann muß ich ständig grinsen
es kitzelt mich so sehr
Du lachst und denkst dir dabei nur:
Er ist halt eine Frohnatur
Udo Schmitt, April 2000
Wer wissen will, wie diese
Aktion begann, kann dies hier nachlesen.