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Wieder ein ganz normaler Tag im Büro
 
  

Der leibhaftige Blondinenwitz stand auf von seinem Bürostuhl, tänzelte über den Flur und sprach mit seinen braunroten Nacktschneckenlippen stark schleimende, maulig faulige Worte zu mir. Ich sah die schmierig, glitschige Bescherung auf meinem Schreibtisch und schob die übelriechende, zähe Masse sofort mit einem Buchrücken von mir weg in einen Mülleimer. Das sich Sekretärin schimpfende Unwesen produzierte jedoch ständig neuen Schleim, blies munter grüne Blasen in die Luft, die kurz vor meinem Gesicht zerplatzten. Als ich den Blondinenmund mit einem Taschentuch zu stopfen versuchte, schwitzte der Blondinenkörper den Schleim gehässig aus allen Poren heraus, rotzte ihn aus der Nase, tränte ihn aus den Augen und presste ihn aus dem Anus. Daraufhin nahm ich die Mäntel der abwesenden Kollegen und versuchte, das nässende Wesen darin einzuwickeln. Immer neuer Schleim quoll aber aus den Zwischenräumen hervor und rann mir durch die Finger, in meine Hemdsärmel hinein. Ich musste mich übergeben. Dies schien das Schleimwesen jedoch nur neu zu ermutigen und es legte übermütig eine Schleimspur zu. Ich warf das Unwesen zu Boden, nahm die Paketschnur, wickelte sie um den heftig schleimschwitzenden Körper, zog fester und wartete darauf, dass der Schleimfluss versiegen würde. Irgendwann waren jedoch auch die Mäntel durchgeweicht und der Schleim tropfte langsam auf den Boden. Ich holte von irgendwoher einen Teppich, wickelte die Nacktschneckenblondine darin ein, warf die Schnur um den Schlauch und zog, mich mit dem Fuß an der Teppichrolle abstützend, fester und fester und fester. Die beiden Enden versiegelte ich mit Aktenordnern und losen Papierbögen. Danach öffnete ich mit zitternden Fingern das Fenster, schulterte die wabbelige Röhre, setzte den Teppich samt Inhalt mit dem einen Ende auf die Fensterbank und schob vom anderen Ende das ganze Schlamassel zum Fenster hinaus. Ich sah den Teppich durch die Luft fliegen und wartete gespannt auf den Aufprall. Befriedigt seufzte ich, schloss das Fenster, räusperte mich, wusch mir die Hände, suchte ein schleimfreies Plätzchen und begann damit, ruhig und konzentriert meine Arbeit fortzusetzen, indem ich Papierschwalben bastelte.    
 

 

  

Udo Schmitt, März 2001
 

 

 

 

 
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