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Rotauge, Rotfeder und Gründling im Freiland-Aquarium in Stein bei Nürnberg
 
   Fotos von Martina Schmitt
 
 
 Der Inhalt
 
Einleitung
Die Fauna in einheimischen Tümpeln
Das Kaltwasseraquarium
Tipps und Tricks
 
 

Einleitung

Das Element Wasser zog mich eigentlich schon immer an. Dies aber weniger zum Zwecke der Reinigung oder des Badevergnügens. Mein Interesse konzentrierte sich eher auf das mannigfaltige Getier, das darin herum zu schwimmen pflegt.

Mit 4 Jahren fing mir mein Onkel einen Weißfisch (Ukelei) aus dem  Bach, den wir anschließend gespannt in einer Zinkwanne schwimmen ließen. Dies war zwar wegen des Zinks eine Todsünde (Vergiftungsgefahr für den Fisch), das wußten wir aber damals schließlich noch nicht. Damit sich der kleine Fisch in der Wanne nicht so verloren vorkam, legten wir ihm ein paar Steine zum Verstecken dazu, unter die er sich dann auch verkroch. Dies tat er allerdings ohne Unterbrechungen für den Rest seines Aufenthalts in der Zinkwanne und war somit für uns unsichtbar. Den Spielverderber setzten wir nach ein paar Tagen wieder in seinem Heimatgewässer aus. Das war meine erste und eindrucksvolle Begegnung mit der heimischen Fischwelt.

An meinem 5. Geburtstag bekam ich ein kleines (völlig überbesetztes) Aquarium mit Gold- und Schleierschwanzfischen, zu deren offensichtlichen Erheiterung in der Mitte des Kiesbodens eine Plastikpflanze eingegraben war. Später kam sogar noch eine Wasserschildkröte dazu. All diese Tiere gehören natürlich nicht in Kinderhand – ich hatte allerdings trotzdem meinen Spaß mit ihnen.

 

 

Die Fauna in einheimischen Tümpeln
 

Ein aufregendes Kindererlebnis ist es, mit Käschern loszumarschieren und an Tümpeln auf große Jagd zu gehen. In den Netzen verfängt sich so allerhand Getier. Klein- und Kleinstaquarien eignen sich zur Haltung und Beobachtung, manchmal tut es auch ein großes Einmachglas.

Naheliegend ist es zunächst einmal auf Kaulquappenfang zu gehen. Die Tierchen kann man leicht im flachen Wasser mit einem Käscher erwischen. Dort sind die Wassertemperaturen höher und zahlreiche Algen zu finden, die sie emsig abraspeln können. Das Gefäß mit den Kaulquappen kann man wegen des Algenwachstums, das für die Ernährung wichtig ist, direkt in die  Sonne stellen. Neben dem gewöhnlichen Teichfrosch können sich aus den Kaulquappen auch Kröten oder Molche entwickeln. Molch-Larven erkennt man an den gefiederten Kiemen.
 
 
 
 
Der Sterlet (zur Familie der Störe gehörend) gilt als nahezu ausgestorben

 
 
 

Die meisten, die an der Aquaristik interessiert sind, befassen sich mit tropischen Fischen, da eine Haltung und vor allem die Beschaffung der Tiere viel unkomplizierter ist. Oft kennen sich die Fachleute mit den Gegebenheiten des Amazonas und deren Bewohner viel besser aus als mit den heimischen Gewässern und haben relativ wenig Vorstellung über die Tier- und Pflanzenwelt in ihrer unmittelbaren Umgebung.  Spätestens dann aber, wenn man in Tümpeln Lebendfutter für seine tropischen Zierfische holen möchte, kommt man wieder mit der einheimischen Fauna in Berührung.

Mit einem feinmaschigen Netz an einer langen Stange ausgerüstet, taucht man ein paar Male unter das Wasser und spült den Inhalt des Netzes in einem Wassereimer aus. Mit Sicherheit werden sich viele Hüpferlinge im Netz befinden. Hüpferlinge sind etwa einen halben Millimeter groß und bewegen sich, wie der Name sagt, mit hüpfenden Bewegungen im Wasser. Die Weibchen tragen immer ein riesiges Eierpaket an den Beinen. Hüpferlinge sind ein gut geeignetes Lebendfutter für Fische. Jungfischen können Hüpferlinge jedoch manchmal gefährlich werden, denn sie leben räuberisch. In machen Gewässern findet man auch Daphnien, die Wasserflöhe. Sie sind etwas größer und empfindlicher als Hüpferlinge. Durchsichtig, mit runder Körperform, schwimmen sie aufrecht im Wasser, ähnlich den  Seepferdchen. Auch sie sind gern genommenes Futter, vor allem bei größeren Fischen. Der Wasserfloh eignet sich jedoch auch zur Beobachtung im kleinen Aquarium. Daneben gibt es noch Krebstiere, wie den Bachflohkrebs (Länge bis 1,5 cm) und verschiedenste Mückenlarven. Aus der schwarzen Mückenlarve entwickeln sich Stechmücken – für deren Aufzucht die meisten jedoch weniger Interesse zeigen.

Häufig ist der Rückenschimmer, eine auf dem Rücken schwimmende Wasserwanze anzutreffen. Möchte man Rückenschwimmer (tatsächlich) beobachten, so ist eine Abdeckung des Beobachtungsgefäßes notwendig, da sich die Tiere sonst leicht aus dem Staub machen – sie können nämlich fliegen. Auch stechen sie schmerzhaft, deswegen auch der Name "Wasserbiene". Zum Luft holen hängt das Tier an der Wasseroberfläche.

Die Stabwanze sieht der "Gottesanbeterin" etwas ähnlich, ein eher gruseliges Tier, das ich, falls es sich in mein Netz verfangen hatte, sofort wieder freiließ, damit es mir den Käscher im Zorn nicht  zerriß. Die Sorge war vermutlich unberechtigt - wenn sich das Tier allerdings mit seinen langen Gliedmaßen kraftvoll zu befreien versucht, kann es einen schon einmal kalt den Rücken herunter laufen. Das Insekt ist ein Meister der Tarnung. Zwischen Pflanzenstengeln verborgen befindet es sich ständig in Lauerstellung auf Beutefang. Das Tier im Aquarium zu beobachten, kann reizvoll sein. Ich habe allerdings eine Abneigung gegen dieses Tierart wie andere Menschen einen Horror vor Spinnen haben.
 
 

 

Groppe aus dem Sealife Centre in Speyer
 
 
 
 

Ein Fang besonderer Qualität stellt eine Libellenlarve dar, z.B. die Larve der Kleinlibelle oder der Königslibelle. Geheimnisvoll schleicht die Larve durchs Wasser, immer darauf aus, Beute zu machen. Eine Libellenlarve häutet sich öfters. Ihre Entwicklung kann mehrere Jahre dauern. Hat man das Glück, daß sich aus der Larve eine Libelle entwickelt, muß man darauf achten, daß das Aquarium offen steht und Wasserpflanzen über die Wasseroberfläche hinausragen, da die Tiere vor ihrer Wandlung an Stengeln hinaufklettern, um aus ihrer Hülle zu schlüpfen. Finden sie keinen ausreichenden Halt über der Wasseroberfläche, so müssen die Libellen ertrinken.
 
Häufig findet man Köcherfliegenlarven. Die Larve der Köcherfliege baut sich aus verschiedenen Materialien eine Röhre, den Köcher. Zum Bauen  werden Sand, Holzteile, oder auch abgestorbene Blätter verwendet. Auch Schnecken aller Art kann man finden, z.B. die Posthornschnecke, Turmdeckelschnecke, Sumpfdeckelschnecke, Schlammschnecke.  Doch vorsichtig, Schnecken vermehren sich enorm (und übertragen Fischkrankheiten).

Seltener ist der Gelbrandkäfer oder der Kolbenkäfer. Der Käfer durchläuft ähnlich der Libelle eine Stadium als Larve, der fertige Käfer lebt dann allerdings unter Wasser. Er ist sehr räuberisch und kann natürlich nicht mit Fischen zusammen gehalten werden, wenn man auf deren Erhalt wert legt.

Ein Erlebnis der besonderen Art ist auch die Beobachtung der  Wasserspinne. Die Wasserspinne kann nicht selber unter Wasser atmen. Sie schafft sich vielmehr eine Luftglocke, die sie aus Spinnfäden selber anlegt. Die Luft holt sie dabei mit ihren behaarten Beinen von der Oberfläche. Die Nahrung besteht aus verschiedenen Kleintieren.

Tiere, die man sich manchmal unfreiwillig einfängt (mit Wasserpflanzen z.B.) sind verschiedene Würmer und Egel, der Scheibenwurm (Planarie) etwa, der Fischegel, oder Süßwasserpolypen.

Muscheln (Teich- oder Wandermuschel) finden sich auch vereinzelt in Teichen bzw. Flüssen oder Seen.

Noch seltener geworden ist der Flußkrebs. Bei entsprechender Pflege halten sich diese Tiere sehr lange im Aquarium Dazu baut man ihnen aus Steinen eine Höhle. Krebse verstecken sich meist tagsüber und gehen gegen Abend auf Nahrungssuche. Eine Häutung findet öfters statt. Danach sind die Tiere ganz besonders empfindlich. Da die Krebse Allesfresser sind, sollte eine Ernährung nicht besonders schwierig sein.
 
 
 
 

Karpfen, Brachse, Rapfen, Rotfeder 
 
 
 

 

Das Kaltwasseraquarium
 

Richtig interessant wird es natürlich, wenn man sich dazu entschließt, ein Aquarium mit einheimischen Fischen einzurichten. Dabei sollte man mit der gleichen Sorgfalt vorgehen, wie beim Einrichten eines tropischen Aquariums und sich nicht mit improvisierten Ersatz-Aquarien begnügen. Kleinfische wie Bitterlinge, Elritzen, Stichlinge, Moderlieschen und Gründlinge eignen sich dafür besonders. Man richtet sich nach dem Herkunftsgewässer, wenn man das entsprechende Aquarium einrichtet will.

Fische aus dem Bach (Elritze, Steinbeißer) brauchen sauerstoffreiches Wasser. Auch vertragen sie oft die Erwärmung des Wasser im Sommer weniger gut. Ein Filter leistet gute Dienste; mit ihm kann man nicht nur das Wasser reinigen, sondern auch eine gewisse Strömung und eine Sauerstoffeinbringung ins Becken erreichen. Daneben findet ein Temperaturausgleich im Becken statt. Auch ein Ausströmstein ist hilfreich bei dem Einbringen von Sauerstoff. Unter diesen Umständen wird natürlich das CO2 aus dem Wasser ziemlich ausgetrieben, was dem Pflanzenwachstum entgegen steht. Als Pflanze eignet sich gut das auf Steinen wachsende Quellmoos (Fontinalis antipyretica), das man mit der Unterlage (ein Stein etwa) in das Becken einbringt. Quellmoos ist sehr haltbar und bleibt auch im Winter grün. Oft verändert das Quellmoos aber sein Aussehen, pflegt man es in einem Aquarium. Bei der Beleuchtung ist darauf zu achten, daß die Lampen das Wasser nicht zu sehr erwärmen (Leuchtstofflampen). Ein Aufstellungsort im Keller oder Flur wäre ideal, da es dort im Sommer nicht so heiß wird und kein direktes Sonnenlicht das Wasser zusätzlich erwärmt. An heißen Tagen kann ein teilweiser Wasserwechsel mit kaltem Wasser nötig sein.

 
Elritzen (Phoxinus phoxinus)
 
Elritzen sind muntere, oberflächenorientierte Schwarmfische. Sie kommen manchmal sogar noch in höheren Gebirgsseen vor. In sauerstoffreichen, ruhigeren und kühlen Gewässern sind manchmal Schwärme von vielen hundert Tieren anzutreffen. Bei Gefahr bohrt sich die Elritze blitzschnell in den Bodenuntergrund. Eine zweite Strategie, für Freßfeinde unattraktiv zu erscheinen, ist, sich tot zu stellen, die Fische verfallen in einen Starrkrampf und sind so nicht mehr interessant für den Raubfisch. Die Zucht ist nicht sehr schwierig. Die Tiere laichen auf Steinen ab. Es findet jedoch keine Brutpflege der Eltern statt.
 
 
 
Steinbeißer (Cobitis taenia)
 
 

Steinbeißer
 
 
Wenn man Steinbeißer pflegt, sollte sehr feiner Sand als Untergrund verwendet werden. Der zur Familie der Schmerlen gehörende Fisch nimmt den Sand bei der Nahrungsaufnahme durch das Maul auf und stößt die unverdaulichen Partikel wieder durch die Kiemen aus. Er ist nachtaktiv, im Aquarium aber öfters auch tagsüber außerhalb seines Versteckes anzutreffen. Füttern kann man das Tier mit Tubifex, Frostfutter oder Futtertabletten. Der Steinbeißer gehört zu den geschützten Tierarten, er darf nicht aus heimischen Gewässern entnommen werden.
 
 
 
 

Entschließt man sich dazu, Fische aus dem Graben zu halten, so gestaltet sich die Pflege um einiges einfacher. Als Besatz eignet sich das Moderlieschen und der Bitterling. Die Fische sind bezüglich einer Erwärmung des Wassers weniger empfindlich als Tiere aus dem kalten Bach. Auch muß kein zusätzlicher Sauerstoff ins Wasser eingebracht werden. Bei stärkerem Besatz empfiehlt sich allerdings die Verwendung eines Filters.

Pflanzen findet man reichlich in Tümpeln und Gräben. Das Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) wächst hauptsächlich an Uferrändern, kann aber trotzdem lange Zeit unter Wasser gehalten werden. Die Vermehrung ist besonders einfach durch Stecklinge zu erreichen. Im Winter weist das Pennigkraut ein eingeschränktes Wachstum auf, bei zu warmer Haltung vergeilt die Pflanze im Wuchs und wird unansehnlich. Sie sollte im Frühjahr ausgetauscht werden. Das Hornkraut (Ceratophyllum demersum/submersum) ist eine feinfiedrige Stengelpflanze. Sie zieht sich im Winter jedoch zurück. Das Tausendblatt (Myriophyllum) ist eine weitere, sehr schöne und häufig anzutreffende Pflanze mit feinfiedrigen Blättern. Tausenblätter bleiben meist auch im Winter grün. Die kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) ist ursprünglich bei uns eingeschleppt worden und kann inzwischen als einheimische Pflanze angesehen werden. Auch eigenen sich Unterwasserformen von Pfeilkräutern (Saggitaria subulata) zum Einbringen in diese Aquariumart.
 

Moderlieschen (Leucaspius delineatus)

Das winzige Moderlieschen kommt in vielen Teichen recht häufig vor. Trotz seines stahlblauen Längsstreifens und seiner silbrigen Grundfärbung ist es eher unscheinbar, aber durch seine Lebendigkeit nicht weniger reizvoll. Das Moderlieschen, ein Schwarmfisch, liebt sonnendurchflutete Gewässer. Moderlieschen legen ihre Eier um Wasserpflanzen. Eine Brutpflege findet statt - das Männchen bewacht die Eier. Daneben werden sie von ihm mit einem bakterienhemmenden Sekret bestrichen. Mit der besonderen Brutpflege ist das oft massenhafte Auftreten der Fische zu erklären. Die Tiere sollte man in möglichst langgestreckten Becken halten, in denen neben Randbepflanzung auch ein größerer Schwimmbereich zur Verfügung steht. Die Schuppen von Moderlieschen wurden in früheren Zeiten dazu benutzt, Perlenimitate herzustellen. Man überzog dabei die Innenseite von Glaskugeln mit einer Essenz aus Moderlieschenschuppen.
 

Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)
 
Der Bitterling ist neben dem Stichling aufgrund seines Fortpflanzungsverhaltens der interessanteste Kaltwasserfisch. Zur Fortpflanzung benötigt diese Fischart Maler- oder Teichmuscheln. Mit Hilfe einer Legeröhre plaziert das Weibchen die Eier zwischen die Muschelkiemenlamellen, durch die Atemöffnung der Muschel hindurch. Über der Einströmöffnung der Muschel gibt das Männchen seinen Samen ab, so daß die Fischeier im Inneren der Muschel befruchtet werden. Nach 2-3 Wochen schlüpfen die Jung-Bitterlinge und verlassen wenig später die Muschel. Die Jungfische fügen dabei der Muschel keinen Schaden zu.
 

 
Teichmuschel
 

 
Bitterlinge
 
Daneben eignen sich Teichmuscheln auch hervorragend als Filter. Je nach Größe kann eine Muschel 200-800 Liter Wasser pro Tag filtern. Den Bitterling pflegt man am besten zusammen mit mindestens einer Muschel zusammen. Der Anblick einer solchen Muschel stimuliert den Bitterling zur Fortpflanzung. 

Der Bitterling ist bei uns sehr gefährdet, deshalb sollte man davon absehen, Bitterlinge aus der Natur zu entnehmen. Im Fachhandel werden meist ostasiatische Bitterlinge angeboten. Diese darf man aber aufgrund der Faunenverfälschung keinesfalls in unseren einheimischen Gewässern aussetzen. Denn das hat fatale Folgen: Im Bodensee beispielsweise haben die Fremdfische den original Bitterling vermutlich vollständig verdrängt, ein Vorkommen dieser Art ist nicht mehr nachweisbar. Der Bitterling ernährt sich neben Kleinlebewesen auch von Pflanzen.

 
 
 

Fische aus dem See stellen wieder etwas höhere Ansprüche an den Pfleger. Gründling, Goldorfe und Ukelei können hier erwähnt werden. An Pflanzen verwendet man die gleichen wie für das Grabenaquarium. Ich selbst habe Goldorfen jedoch auch schon einmal in einem großen Behälter im Garten gepflegt, ohne daß sie Schaden genommen haben. Auch sind sie in Gartenteichen sehr beliebt. Verschiedene Zuchtformen sind inzwischen wohl unempfindlicher gegen Wassererwärmung als die Tiere, die man einem kalten See entnehmen würde.

Daneben kann man auch Barsche in einem Kaltwasseraquarium pflegen. Dazu eigenen sich sowohl einheimische Barsche (Kaulbarsch, Rohrbarsch, Zander) als auch nordamerikanische Barsche (Diamantbarsch, Scheibenbarsch und Sonnenbarsch).
 
 

Ein weiteres Highlight in der Kaltwasseraquaristik ist die Haltung von Stichlingen. Man unterscheidet den Dreistachligen (Gasterosteus aculeatus) und den Neunstachligen Stichling (Pungitius pungitius).
 
 

 
Der Dreistachlige Stichling

 
 

Der Stichling kommt in Meer- Brackwasser und in sonnigen Gräben und Tümpeln vor. Die Tiere leben in Schwärmen. Zur Paarungszeit bilden die Männchen jedoch Reviere, die sie heftig gegen Konkurrenten verteidigen. Dies sollte man beachten und nur bei größeren Aquarien mehrere Stichlingsmännchen halten. In dieser Zeit sind die Stichlinge am Bauch intensiv rot gefärbt. Aus Pflanzenteilen baut das Stichlingsmännchen sein Nest, das er mit einem Sekret aus der Nebenniere verklebt. Das Nest des Dreistachligen Stichlings befindet sich am Boden, der Neunstachlige Stichling hängt es zwischen Pflanzen auf. Möchte man die Stichlingsjunge aufziehen, so entferne man nach der Paarung zunächst das Weibchen, und wenn die jungen Stichlinge irgendwann frei umher schwimmen, auch das Stichlingsmännchen. Beim Futter sind die Stichlinge jedoch recht wählerisch und geben sich nicht mit Trockenfutter zufrieden.
 
 
 

 
 

Tipps und Tricks
 

Viel einheimische Fische lassen sich zwar auch an Trockenfutter gewöhnen, der Stichling beispielsweise verschmäht es aber vollständig. Lebendfutter findet sich in den Sommermonaten aber zuhauf, wie Hüpferlinge, Wasserflöhe, Mückenlarven. Von größeren Fischen werden auch Regenwürmer, Mehlwürmer oder Insekten, die auf die Wasseroberfläche fallen, angenommen. Eine weitere Alternative zu Trockenfutter ist das im Fachhandel erhältliche Frostfutter. Am Boden lebende Fische biete man neben Lebendfutter (Tubifex) auch Futtertabletten an.
 
Prinzipiell ist es ein rechtliches Problem, Fische und Pflanzen der Natur zu entnehmen. Am besten fragt man den Teichbesitzer um Erlaubnis. Die meisten Teichbesitzer und Angler haben kein großes Interesse an Kleinfischen wie Moderlieschen, da sie für die Fischerei keine Bedeutung haben und lediglich zur Ernährung der gehaltenen Fische dienen. Eine Entnahme von Pflanzen sollte auch nicht auf zu große Gegenwehr stoßen, da eine Verkrautung der Teiche den Fischfang sogar noch erschwert. Am besten also mit dem Besitzer sprechen. Einige Fische sind inzwischen auch im Fachhandel käuflich zu erwerben, da es sehr populär geworden ist, entsprechende Tiere im Gartenteich zu halten. Die Fische bekommt man dort zwar fast nicht mehr zu Gesicht, angeboten werden sie aber dennoch. An Pflanzen wird zumindest die Kanadische Wasserpest im  Aquariumhandel verkauft. In manchen Anglergeschäften werden Kleinfische zu Pfennigbeträgen angeboten (hauptsächlich Lauben und Elritzen), da sie Angler als Köderfische verwenden. Ideal ist es natürlich, wenn man Kinder von der Fischjagd begeistern kann und sie dann mit dem Käscher losziehen, um ein paar Fische zu erbeuten. Es ist erstaunlich, mit welchen außergewöhnlichen Fängen die Kleinen oft zurückkommen. Der Transport der Fische ist manchmal ein Problem. Eine Sauerstofftablette beugt gegen Verluste vor.
 
 
 

Rotfeder
 
 
 

Pflanzen sterben in unseren Breitengraden im Winter ab. Hält man jedoch die Temperatur und die Lichtverhältnisse im Aquarium konstant, kann man viel Pflanzen auch über den Winter am Leben erhalten; sie  weisen dann lediglich ein verlangsamtes Wachstum auf. Im Frühsommer können diese Pflanzen dann erneuert werden.

Die in unseren Breiten vorhandene Wasserqualität entspricht natürlich verständlicherweise weitgehend den Bedürfnissen unserer Fische. Während Zierfische aus den Tropen weiches und saures Wasser bevorzugen, vertragen unsere Fische eher härteres und alkalisches Wasser. Man kann das Wasser aus der Wasserleitung entnehmen oder teilweise aus dem Ursprungsgewässer. Das gechlorte Wasser aus dem Wasserhahn sollte man aus der Brause herausströmen lassen, so daß das Chlor möglichst weitgehend ausgetrieben wird. Nachdem das Aquarium eingerichtet ist, sollte man nach Möglichkeit 2 Wochen mit dem Fischbesatz warten.

Viele Adressen, unsere einheimischen Fische in Schauaquarium zu betrachten, gibt es nicht. Eine Möglichkeit ist aber der Münchner Zoo. Dort hat man den einheimischen Kleinfischen ein riesiges Becken spendiert, das mich vor allem durch seine beträchtliche Tiefe beeindruckt hat. In einer wunderschönen Unterwasserlandschaft mit den in diesem Bericht beschriebenen Pflanzenarten, schwimmen Schwärme von Bitterlingen, Moderlieschen, Elritzen, Gründlinge. Dieser Anblick faszinierte mich viel mehr als die restlichen Becken mit tropischen Fischen.

Eine andere empfehlenswerte Adresse ist das
 
 

Freiland-Aquarium und Terrarium in Stein bei Nürnberg. 

Heuweg 16, 90766 Stein 
Öffnungszeiten: Mai-September jeweils Samstag, Sonntag und Feiertag 9-18 Uhr. Eintritt frei 

 

Es ist etwas schwierig zu finden, liegt versteckt im Wald. Betrieben wird die Anlage von der Naturhistorischen Gesellschaft. Im Freiland kann man viele Schlangen, Schildkröten und Echsen besichtigen. Im Aquariumhaus werden nicht nur die von mir in diesem Artikel beschriebenen Wasserinsekten gezeigt, sondern in entsprechenden Becken auch größere Fische wie Rotfeder, Hasel, Döbel, Rapfen, Schleien, Nase, Brachsen. Ein besonders faszinierender Geselle ist ein Hecht, der König unserer einheimischen Gewässer. Der Höhepunkt dieser Anlage ist jedoch ein Gartenteich, den man vom Aquariumhaus durch eine Scheibe auch von unten betrachten kann. Hier hat man einen guten Blick auf die Teichfische und die Uferregionen. Eine wirklich ungewohnte Sichtweise.
 
 

 

Der Hecht
 
 
 
 

Um sich für die einheimische Fischwelt zu interessieren, muß man also nicht unbedingt ein eigenes Aquarium einrichten. In letzter Zeit hat das allgemeine Interesse für die einheimische Fisch- und Pflanzenwelt zugenommen. Das liegt hauptsächlich daran, daß sich viele Leute mit der Thematik beschäftigen, seit sie selbst einen kleinen Teich im Garten angelegt haben. Die meisten unserer einheimischen Fische sind bereits gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Vielleicht bewirkt ein größeres Interesse bezüglich dieses Teiles unserer Tierwelt, daß wir mit ihrem Lebensraum, den einheimischen Gewässern, in Zukunft sorgfältiger umgehen.
 
 
Das Kapitel Tipps und Tricks entstand mit freundlicher Unerstützung von:

Jan Poessnecker
Werner Klotz
Damijan Kamensek

Fotos der Bitterlinge, des Steinbeißers und der Teichmuschel von Michael Bätke
 
 
 
Literaturempfehlungen:  

Herbert Frei  
Wunderwelt unter Wasser 
(Heimische Fische vor der Kamera) 
Jahr-Verlag Hamburg 
 

Harald Gebhardt/Andreas Ness 
Fische 
(Die heimischen Süßwasserfische sowie Arten der Nord- und Ostsee) 
BLV Natürführer

 
 
 

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