I feel so lonely tonight
Dieser Abend wird
uns allen unvergessen bleiben
in ein paar TagenWir amüsieren uns
mit deinen Freunden
und deine Freunde
amüsieren sich - mit dirNichtssagend
sind mir die schönen Wesen
und nichts sagend
bin ich, das karge WesenIhr strahlt im Licht
und liebt nur euresgleichen
über alles
Die vielen Stimmen werden mir
zur Mauer
die ich nicht durchdringen willUnd irgendwann
zunächst ganz leicht
da fängt mein Denken an zu schaukeln
mit der MusikIch schließ die Augen
laß mich treiben
und bin allein
mit mir und meinem LiedI feel so lonely tonight
Udo Schmitt, August 1999
Schlaf finden (Gedankenverkehr)
Die tosende Welle
stürzt in sich zusammen
und zieht uns nach unten
zum Meeresgrund hinEin wässriger Mond
scheint kraftlos und matt
auf reglose Körper
im sandigen BettDer Gedanke erwacht
für einen Moment
verflüchtigt sich leise
wir finden den Schlaf
Udo Schmitt, September 1999
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Liebe muß schön sein
Ein leises, sanftes Lächeln
umspielt den Mund und auch die Augen
denn wahr geworden ist der Traum
Die Liebe hält sie fest gefangenDie Hand so zärtlich und gepflegt
streicht über seine Wangen sacht
Ein Freundschaftsring, den er geschenkt
kam von ganzem HerzenJunge Liebe, zuckersüß
ein Duft wie tausend Rosen
Zwei Herzen schlagen doppelt schnell
nach jenem ersten, scheuen KußSchüchtern rücken sie sich näher
Berührungen verheißungsvoll
Und sind die beiden auch verschieden
so gleicht doch stets das Ei dem andrenIn den siebten Himmel und noch weiter
fliegt die Sehnsucht himmelwärts
In glücklich leuchtend blauen Augen
spiegelt sich das Lebensglückder frisch verliebten Knaben
Udo Schmitt, September 1999
Torschlußpanik
Plötzlich war mir alles klar
Die Menschen um mich sind's
die sich bewegen
und ich steh still
ganz fest verwurzelt in der ErdeHab meine Karten schon verspielt
viel zu früh am Tage
Ich treffe nicht mehr meine Wahl
und werd' nicht ausgewähltIch spür' mein Herz, als ob verliebt
Ein Stein, ein Fels, ein Bergmassiv
Es zieht mich auf den kalten Grund
des stillen, klaren SeesUnd oben ziehen Segelboote
durch die helle Gischt
In meinem Grab hör ich das Lachen
allein für mich - allein ...
allein für immer
das bin ich
Udo Schmitt, September 1999
Ein kleines Lachen
Mit meinen müden Augen
seh ich dich manchmal an
du kleines, waches WesenUnd wenn es zu mir überspringt
dein Lachen herzerfrischend
dann lach auch ich (ein wenig)
weil es die Sprache ist
die du verstehst, die du begreifst
Udo Schmitt, September 1999
Alter Mann vorm Spiegel
Der alte Mann
im weißen Leinenhemd
steht vor dem Spiegel tief versunken
und sieht sich dennoch nackt
Ein trockner, grauer KörperEr lächelt schüchtern
sieht die Zeit
im Spiegelbild gefangen
Sie schnitzte eisern mit den Jahren
ihm manche Kerbe ins GesichtSein Spinnwebhaar
Ein sanfter Windstoß bläst es weiter
in den Altmännersommertag
Und selbst den Glanz in seinen Augen
nahm eine dunkle Wolke mit sich fortDas wilde Brusthaar war sein Stolz
umspannt nun silbrig seinen Körper
gleich einem alten, grauen Wolf
Und was ihn einst gemacht zum Manne
schläft lange schon, ist wohl schon totDer Spiegel ist kein guter Freund
er spricht nur schrecklich wahre Worte
Es geht das Leben ihm verloren
langsam nur und doch gewiß
Das wird ein langer Abschied werden
Udo Schmitt, September 1999
Lieblos
Und wenn ich täglich dir versich're
Ich liebe dich - ich liebe dich
dann reicht es immer noch nicht ausUnd sag ich einmal nur
Ich lieb dich nicht
schmeißt du mich sicher aus dem Haus
Udo Schmitt, September 1999
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Ein ganzes Leben lang
Dein Blick spricht mehr als tausend
Worte, die ich unentwegt, in all
den Jahren, an dich gerichtet
hab (und doch war es
umsonst), das weiß
ich heut und
jetztIch schweige ... Seh' verbittert deine
haßerfüllte Fratze an, die Gift und
Feuer spucken möchte, mich
trotzdem nicht erreicht
denn ich bin stärker
noch als
duMein Sohn, ich kenne dich von Anfang an
Du gehst und reißt die Brücken nieder
die mühevoll erbaut
als ich noch zwei gesunde Hände hatte
und ein Herz, das für dich schlagen sollte
ein ganzes Leben langVom Anfang bis zum Ende
Udo Schmitt, 27.9.1999
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Schmerzlicher Verlust
Der Weisheit beraubt
Ein tosender Schmerz
Mund voller Blut
Im Sinn nur den Tag, der die Wunden verschließtEin ewiger Fluß
von innen nach außen
Stunde um Stunde
bis die Nacht endlich kommt, meine Träume erstickt
Udo Schmitt, Oktober 1999